Blogserie – Adlerjäger der Mongolei: Die faszinierende Welt der Berkutschis
Beitrag 2: Berkutschis – Die Adlerjäger der Mongolei im Porträt
Der Begriff „Berkutschi“ stammt aus dem Kasachischen und bedeutet „(Stein)-Adlerjäger“. Die Berkutschis leben heute vor allem in der westmongolischen Provinz Ulgii, wo eine große kasachische Minderheit ansässig ist. Hier ist die Adlerjagd mehr als ein Handwerk – sie ist Ausdruck von Identität, Stolz und kulturellem Erbe.
Eine tausendjährige Tradition der Adlerjagd
Die Jagd mit Steinadlern hat eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte. Ursprünglich entwickelte sich diese Jagdform bei verschiedenen nomadischen Turkvölkern Zentralasiens – darunter Kasachen und Kirgisen. In der rauen Berg- und Steppenlandschaft diente die Adlerjagd dem Überleben: Die Beute – vor allem Füchse und Hasen – lieferte Nahrung und warme Felle für den Winter. Mit der Zeit wurde die Adlerjagd zu weit mehr als nur einer Überlebensstrategie. Sie wurde zum Symbol für Mut, Geschicklichkeit und eine tiefe, respektvolle Verbindung zur Natur. Ein Berkutschi, der seinen Adler erfolgreich trainiert und jagt, genießt in der Gemeinschaft hohes Ansehen.
Der Steinadler als Jagdpartner – keine Domestizierung
Für die Berkutschis ist der Steinadler kein gezähmtes Tier und kein Werkzeug – sondern ein Partner. Die Beziehung zwischen Adler und Jäger ist geprägt von gegenseitigem Respekt, Geduld und täglicher Nähe. Viele Adler bleiben mehrere Jahre an der Seite ihres Jägers, bevor sie wieder in die Freiheit entlassen werden – ein Akt der Dankbarkeit und Verantwortung. Im Alltag zeigt sich diese enge Bindung: Der Adler sitzt auf einem gepolsterten Lederhandschuh, wird sorgfältig gefüttert, täglich trainiert und über vertraute Signale gelenkt. Die nonverbale Kommunikation, die zwischen Mensch und Tier entsteht, basiert auf Erfahrung, Vertrauen und generationsübergreifendem Wissen.
Die Adlerjagd heute – lebendige Kultur in der Mongolei
Die Adlerjäger der Mongolei pflegen ihre Tradition auch heute noch aktiv. Höhepunkt ist das alljährliche Adlerjägerfestival in Ulgii, bei dem Berkutschis ihre Jagdkunst, traditionelle Kleidung und Reitfähigkeiten präsentieren. Dieses Fest ist nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern auch ein wichtiger Moment für die Weitergabe von Wissen an die jüngere Generation. In der Zwischenzeit gibt es Wochen vor dem großen Festival in Ulgii bereits kleinere Festivals in den Dörfern rund um die Provinzhauptstadt wie z.B. Sagsai Sum, Altai Sum Tolbo Sum und Ulaankhus Sum, um nur einige zu nennen. Gleichzeitig steht diese Tradition unter Druck: Moderne Lebensweisen, wirtschaftliche Veränderungen machen den Alltag für viele Nomaden schwieriger. Dennoch gibt es zahlreiche Berkutschis, die ihre Kultur aktiv bewahren – und neue Wege finden, sie in der heutigen Zeit sichtbar zu machen, z. B. durch nachhaltigen Kulturtourismus oder Zusammenarbeit mit Naturschutzprojekten.
Fazit: Die Berkutschis – Kulturerbe und Inspiration
Die Berkutschis der Mongolei sind mehr als nur Jäger. Sie sind Träger eines einzigartigen Wissenssystems, das Mensch, Tier und Natur in einem empfindlichen Gleichgewicht vereint. Wer auf einer Mongoleireise den Adlerjägern begegnet, betritt eine Welt voller Geschichte, Verbundenheit und kultureller Tiefe. Diese Tradition ist lebendig, kraftvoll und bereit, sich zwischen Moderne und Herkunft neu zu erfinden – ohne ihre Seele zu verlieren.
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