Das Gewölle des Steinadlers: Einblicke in Ernährung, Verdauung und Tradition der Adlerjäger im Altaigebirge

Gewölle bei Steinadlern – Naturphänomen und Kulturerbe

Im westlichen Altaigebirge der Mongolei, wo die legendären Adlerjäger – die Berkutschi – leben, spielt die Pflege der Steinadler eine zentrale Rolle. Neben dem Training gehört auch die Reinigung des Verdauungstrakts zu den jahrhundertealten Techniken. Eine besonders interessante Methode ist der Einsatz eines Filzpfropfens, der in den Magen des Vogels eingeführt wird. Dieser wird später vom Adler wieder ausgewürgt – vergleichbar mit dem natürlichen Gewölle, das auch Steinadler in freier Wildbahn produzieren. Diese Praxis der Berkutschis ist ein Beispiel für das tiefe Wissen und die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier in der traditionellen Adlerjagd im Altaigebirge.

Gängige Praxis der Berkutschis: Durch das Einbringen eines fest zusammen genähten Filzpfropf in den Schlund des Adlers wird dieser mit Wasser in den Magen gespült.
Durch das Ausspucken dieses Pfropfes durch den Adler wird der Magen gereinigt.
Was ist ein Gewölle?

Ein Gewölle ist ein kompakter Ballen aus unverdaulichen Nahrungsresten, den Greifvögel wie der Steinadler regelmäßig auswürgen. Es enthält:

  • Knochen
  • Haare oder Fell
  • Federn
  • Insektenpanzer (bei kleineren Beutetieren)

Steinadler würgen ihr Gewölle typischerweise einige Stunden nach der Nahrungsaufnahme an Schlafplätzen, Felsvorsprüngen oder in Nestnähe aus.

Warum produzieren Steinadler ein Gewölle?

Der Steinadler (Aquila chrysaetos) verschluckt große Teile seiner Beute – darunter Knochen und Fell –, um möglichst viele Nährstoffe aufzunehmen. Da sein Verdauungssystem diese harten Bestandteile nicht verarbeiten kann, werden sie im Magen zu einem kompakten Ballen gepresst. Dieser wird rückwärts über den Schnabel ausgestoßen.

Der Prozess ist essenziell für:

  • Die Entlastung des Verdauungstrakts
  • Die Vorbereitung auf die nächste Nahrungsaufnahme
  • Den Erhalt der Jagdleistung und Gesundheit

In der Adlerjagd der Berkutschis ist die gezielte Pflege dieses Vorgangs ein Bestandteil des Trainings und der Gesundheitsvorsorge.

Die Filztechnik der Berkutschis

In der Mongolei führen erfahrene Berkutschi ihren Adlern regelmäßig einen zylindrischen Filzpfropfen durch den Schnabel in den Magen ein. Dieser wird später vom Adler wieder hochgewürgt und hilft dabei, unverdauliche Reste zu binden und auszuscheiden. Diese Technik hat sich über Generationen bewährt und ergänzt die natürliche Fähigkeit der Adler, Gewölle zu bilden. Sie sorgt für:

  • Eine gesunde Verdauung
  • Geringeres Risiko von Verstopfungen
  • Hohe Leistungsfähigkeit während der Jagdsaison
Gewölle als Forschungsinstrument

Für Ornithologen und Wildbiologen ist das Gewölle des Steinadlers eine wertvolle Informationsquelle. Durch die Analyse lassen sich Rückschlüsse ziehen auf:

  • Die Zusammensetzung der Beute
  • Das saisonale Nahrungsverhalten
  • Die Qualität des Lebensraums
  • Regionale Unterschiede im Beutespektrum
Beispiele aus der Forschung:
  • In Graubünden (Schweiz) bestanden zur Brutzeit über 60 % der Beute aus Alpenmurmeltieren.
  • In der Mongolei wurden Feldhasen, Rehkitze, Wildvögel und gelegentlich Aas nachgewiesen.
  • In Schottland enthielten Gewölle Hasen, Raufußhühner, Schafreste und sogar Rotwild-Aas.

Diese Unterschiede spiegeln die Anpassungsfähigkeit des Steinadlers an unterschiedliche Ökosysteme wider – vom Hochgebirge Europas bis zur weiten Steppe des mongolischen Altaigebirges.

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