Blogserie – Training mit Federn und Geduld: Wie Adlerjäger in der Mongolei ihre Steinadler ausbilden

Beitrag 3: Die Ausbildung eines Steinadlers – Grundlage der Berkutschi-Tradition

Die Adlerjagd in der Mongolei ist keine Kunst, die man in wenigen Tagen erlernt. Hinter jedem erfolgreichen Jagdflug eines Adlers stehen Wochen und Monate intensiven Trainings – und eine einzigartige Verbindung zwischen Mensch und Tier. Für die Berkutschis, die traditionellen Adlerjäger der Mongolei, ist dieses Training eine Lebensaufgabe, geprägt von Respekt, Geduld und tiefem Wissen um das Verhalten des Steinadlers.

Der richtige Zeitpunkt: Jung, lernbereit und instinktsicher

Die Ausbildung eines Steinadlers beginnt in der Regel, wenn der Vogel etwa zwei Jahre alt ist (Die Adlerjäger nenne einen zweijährigen Adler Balapan). In diesem Alter ist er neugierig, flexibel und noch nicht territorial gebunden. Berkutschis bevorzugen in der Regel weibliche Adler, da sie größer, kräftiger und im Jagderfolg oft überlegen sind. Die Adler stammen meist aus der Wildnis – entweder als Jungvögel eingefangen oder, seltener, als Küken aus Nestern entnommen. Vom ersten Tag an wird Vertrauen aufgebaut, denn es ist die Basis jeder erfolgreichen Partnerschaft zwischen Berkutschi und Adler.

Die ersten Schritte: Vertrauen und Gewöhnung

Das Training beginnt mit der Gewöhnung an den Menschen. Der Adler lernt, auf dem Arm des Jägers zu sitzen – geschützt durch den typischen Lederhandschuh. Diese Phase ist sensibel. Der Vogel gewöhnt sich an die Stimme, die Nähe und den Geruch seines neuen Partners. Nach und nach wird der Adler auf kurze Distanzen gerufen, lernt vom Arm zu starten und zurückzukehren. Jeder Erfolg wird mit kleinen Fleischstücken belohnt. Diese Übungen wiederholen sich hunderte Male, bis ein präziser Ablauf entsteht – von der Landung auf dem Arm bis zur Beuteaufnahme im Flug.

Eine Verbindung auf Augenhöhe: Vertrauen statt Gehorsam

Das Ziel der Ausbildung ist kein blinder Gehorsam, sondern ein fein abgestimmtes Miteinander. Der Adler erkennt den Menschen als Quelle für Nahrung, Schutz und Orientierung – der Mensch wiederum verlässt sich auf die Instinkte und Jagdfähigkeit des Adlers. Die Beziehung ist lebendig, sensibel und verlangt ständige Aufmerksamkeit. Adlerjäger der Mongolei verbringen täglich viele Stunden mit ihren Vögeln. Sie beobachten ihr Verhalten, achten auf Körpersprache, Gesundheit und Stimmung. Nur wer diese Zeichen lesen kann, wird langfristig Erfolg haben.

Die Jagdpraxis: Ein Team im Schnee

In der kalten Jahreszeit, von Oktober bis März/April, beginnt die eigentliche Adlerjagd der Berkutschi. Der Jäger reitet auf seinem Pferd durch verschneite Täler, den Steinadler auf der Faust. Sobald Wild gesichtet wird – meist ein Fuchs oder Hase – stößt der Jäger den Vogel ab. Der Adler steigt auf, fokussiert die Beute und schlägt blitzschnell zu. Mit seinen kräftigen Klauen hält er das Tier fest, oft tödlich. Der Berkutschi entscheidet dann, ob und wie viel Beute der Adler erhält. Das Gewicht des Vogels wird gezielt kontrolliert, um ihn motiviert, leicht und jagdbereit zu halten – ein Thema, das im nächsten Blogbeitrag vertieft wird.

Fazit: Ausbildung mit Tradition und Feingefühl

Das Training eines Steinadlers ist weit mehr als Tierdressur. Es ist ein kultureller und emotionaler Prozess, der auf jahrhundertealtem Wissen beruht. Für die Adlerjäger der Mongolei bedeutet diese Ausbildung nicht nur Jagderfolg, sondern auch die Pflege einer einzigartigen Verbindung – zwischen Wildvogel und Mensch, zwischen Natur und Kultur. Eine Partnerschaft, die Respekt, Geduld und Hingabe verlangt – und genau deshalb bis heute so faszinierend ist.

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