Blogserie – Wenn der Winter ruft: Die Jagdsaison der Adlerjäger in der Mongolei

Beitrag 4: Berkutschis im Einsatz – Jagdzeit in Schnee und Stille

Wenn die Temperaturen in der Mongolei unter den Gefrierpunkt fallen und sich eine weiße Schneedecke über die Steppe legt, beginnt für die Adlerjäger der Mongolei eine besondere Zeit: die Jagdsaison der Berkutschis. Von Oktober bis März/April ziehen sie mit ihren trainierten Steinadlern durch das weite, winterliche Land – bereit für eine Praxis, die tief in der Nomadenkultur verankert ist. Das Thermometer kann dabei unter -40°C fallen.

Warum der Winter die Hauptsaison ist

Die kalten Monate bieten optimale Bedingungen für die Adlerjagd in der Mongolei:

  • Die Beutetiere – vor allem Füchse und Hasen – sind auf dem Schnee gut sichtbar.
  • Ihre Winterfelle sind besonders dicht und wertvoll.
  • Die Adler selbst sind bei Kälte leistungsfähiger und ermüden langsamer.

Diese Kombination aus Tierverhalten und Tradition macht den Winter zur wichtigsten Zeit für die Berkutschis – nicht nur aus jagdlicher, sondern auch aus kultureller Sicht.

Der Ablauf einer Adlerjagd

Ein Jagdtag beginnt früh. Der Berkutschi reitet los – den Steinadler auf dem Arm, bereit für das Zusammenspiel aus Reiter, Pferd und Raubvogel. Gemeinsam durchqueren sie die offene Steppe, aufmerksam für jede Bewegung im Schnee. Im Idealfall ist ein Helfer dabei, der in den steilen Hängen der Altaiberge Steine hinunter wirft um evtl. dort sitzende Hasen und Füchse aufzuscheuchen. Selbst Wölfe können mit Steinadlern gejagt werden, allerdings kann das ein Adler alleine nicht schaffen. Es braucht dazu mehrere (3-4) sehr erfahrene und starke Adler. Die Jagd mit Adler auf Wölfe ist gefährlich. Der Adler kann dadurch schwer verletzt oder gar getötet werden.

Sobald Wild gesichtet wird, beginnt der eigentliche Moment:

  • Der Adler startet vom Arm des Jägers und steigt kurz auf.
  • Mit scharfem Blick fixiert er die Beute – meist einen Fuchs oder Hasen.
  • Dann stößt er in rasanter Geschwindigkeit herab und greift das Tier mit seinen kräftigen Fängen.
  • Der Berkutschi eilt herbei, um die Beute zu bergen.

Die erlegten Tiere dienen teils dem Eigenbedarf, teils dem Verkauf – insbesondere die Fuchsfelle sind auf den regionalen Märkten sehr gefragt.

Jagd als Partnerschaft: Mensch und Adler im Einklang

Was für Außenstehende spektakulär aussieht, ist in Wirklichkeit das Ergebnis monatelanger Vorbereitung. Die Jagd funktioniert nur, wenn Mensch und Tier ein eingespieltes Team bilden. Der Adler muss gelernt haben, auf Kommando zu starten, zu jagen und die Beute nicht selbst zu fressen. Der Jäger wiederum muss erkennen, wann sein Vogel bereit ist – und wann nicht. Diese Feinabstimmung erfordert Geduld, Erfahrung und tiefes Vertrauen. Viele Jagdflüge dauern nur Sekunden, basieren aber auf jahrelanger Bindung und täglichem Training.

Mehr als nur Nahrung: Die kulturelle Bedeutung der Adlerjagd

Für die Berkutschis ist die Jagd mit dem Adler weit mehr als bloßer Broterwerb. Sie ist Ausdruck von Mut, Können und Respekt vor der Natur. Jeder erfolgreiche Jagdflug bestätigt nicht nur die Jagdfähigkeit – sondern auch die gewachsene Verbindung zwischen Mensch und Adler. Es ist ein kulturelles Ritual, das Werte vermittelt und Identität stiftet.

Fazit: Die Winterjagd der Berkutschis – gelebte Tradition in extremer Umgebung

Wenn der Winter über die Steppe zieht, wird eine uralte Praxis wieder lebendig: die Adlerjagd der Mongolei. Sie ist rau, präzise, faszinierend – und ein fester Bestandteil der kulturellen Identität der Berkutschis. In einer sich wandelnden Welt bleibt sie ein starkes Symbol für die tiefe Verbindung zwischen Mensch, Tier und Natur. Wer auf einer Mongoleireise die Gelegenheit hat, dieses Ritual mitzuerleben, begegnet einer Tradition, die bis heute Respekt einflößt und berührt.

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