Die Adlerjäger der Mongolei: Auf den Spuren der Berkutschi

Eine Reise in die Mongolei zu den letzten Adlerjägern

Wer eine Reise in die Mongolei unternimmt, entdeckt nicht nur weite Steppen und endlose Horizonte, sondern auch ein einzigartiges kulturelles Erbe: die Adlerjäger der Mongolei, auch Berkutschi genannt. Diese traditionellen Jäger trainieren Steinadler, um gemeinsam mit ihnen Wild zu jagen – eine jahrtausendealte Praxis, die bis heute lebendig geblieben ist.

Berkutschi: Meister der Adlerjagd

Der Begriff Berkutschi leitet sich vom kasachisch-russsichen Wort „Berkut“ ab – dem Namen des majestätischen Steinadlers. Die Adlerjagd ist eine hohe Kunst und tief in der nomadischen Kultur Zentralasiiens verwurzelt. Insbesondere im Westen der Mongolei, in der Provinz Ulgii, halten die kasachischstämmigen Berkutschi diese Tradition lebendig.

Adlerjäger bzw. Berkutschi
Die besondere Beziehung zwischen Mensch und Adler

Die Bindung zwischen einem Berkutschi und seinem Adler ist intensiv und respektvoll. Der Trainingsprozess beginnt meist, wenn der Adler etwa zwei Jahre alt ist. Über Monate hinweg lernt der Vogel, auf Befehl zu jagen und Beute zurückzubringen. Mithilfe von Belohnungen, Geduld und täglichem Kontakt entwickelt sich eine tiefe Verbindung, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert.

Die Jagdsaison der Adlerjäger der Mongolei

Die Jagdzeit der Berkutschi beginnt im Oktober und endet im März/April. Während dieser Zeit reiten die Jäger mit ihren Adlern durch die verschneite Taiga und Steppe. Die Tiere jagen hauptsächlich Hasen und Füchse, deren Winterfelle wertvoll sind. Vereinzelt werden auch Wölfe mit den Steinadlern gejagt. Allerdings kann ein Vogel alleine keinen Wolf schlagen. Dazu braucht es mehrere erfahrene und kräftige Adler. Meist jagen 3 bis 4 Adler im Verbund auf einen Wolf. Dies ist für den Adler sehr gefährlich, denn er könnte sich dabei ernsthaft verletzen oder sogar zu Tode kommen. Auf den Rücken ihrer Pferde lassen die Berkutschi ihre Steinadler aus der Luft auf die Beute stürzen – ein faszinierendes Schauspiel von Präzision und natürlicher Instinktsicherheit.

Die Geschichte der kasachischen Adlerjäger in der Mongolei

Die Wurzeln der Adlerjäger der Mongolei reichen weit über die Landesgrenzen hinaus. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts suchten Teile der kasachischen Bevölkerung Schutz beim russischen Zaren und flohen später – auf der Suche nach neuen Weidegründen – nach Osten. In den 1860er Jahren migrierten viele von ihnen in chinesisch kontrollierte Gebiete im heutigen Xinjiang. Mit der Oktoberrevolution 1917 und der Zwangskollektivierung in den 1930er Jahren in Russland verließen weitere Kasachen ihre Heimat in Richtung China. Als dort in den 1930er und 40er Jahren Unruhen und Aufstände zwischen Uiguren und der chinesischen Regierung ausbrachen, flohen hunderte kasachische Familien weiter in die Mongolei – in die neu gegründete Volksrepublik Mongolei. Im Jahr 1940 wurde auf mongolischer Seite offiziell der Aimak Ulgii gegründet, ein Verwaltungsbezirk mit überwiegend kasachischer Bevölkerung. Die dort lebenden Kasachen wurden zu mongolischen Staatsbürgern und pflegten ihre kulturellen Bräuche – darunter die Beizjagd mit dem Steinadler, die sie aus Zentralasien mitgebracht hatten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion erklärte Kasachstan 1991 seine Unabhängigkeit. Infolge der wirtschaftlichen Krise in der Mongolei wanderten viele Kasachen nach Kasachstan aus. Ein großer Teil kehrte jedoch wieder zurück und führt die Tradition der Berkutschi bis heute fort – mitten in der Mongolei.

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Steinadler – die Könige der Lüfte

Der Steinadler (Aquila chrysaetos) ist der bedeutendste Partner der Berkutschi. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,3 Metern und einem Gewicht von rund 6–7 kg zählt er zu den mächtigsten Greifvögeln der Welt. In der Kultur der Adlerjäger steht der Steinadler symbolisch für Freiheit, Mut und Stärke. Berkutschi bevorzugen meist weibliche Tiere, da diese größer und aggressiver bei der Jagd sind.

Das Adlerjäger-Festival in der Mongolei

Ein Highlight jeder Mongoleireise im Herbst ist das berühmte Adlerjäger-Festival in Ulgii. Hier messen sich die besten Berkutschi der Region in verschiedenen Disziplinen – von der Treffsicherheit ihrer Adler bis hin zur traditionellen Tracht. Dieses Event zieht nicht nur die lokale Bevölkerung, sondern auch internationale Besucher an und bietet einen tiefen Einblick in diese beeindruckende Jagdtradition.

Historischer Wandel und moderne Herausforderungen

Die Geschichte der Berkutschi ist eng mit der nomadischen Lebensweise Zentralasiens verbunden – und zugleich geprägt von Flucht, Umsiedlung und politischen Umbrüchen. In der sozialistischen Ära erhielten viele Berkutschi Unterstützung durch staatliche Strukturen. Heute stehen sie – wie viele andere Nomaden in der Mongolei – vor großen Herausforderungen: Klimawandel, Urbanisierung, Jagdverbote und wirtschaftlicher Druck gefährden die Lebensweise der Adlerjäger zunehmend.

Tourismus und Bewahrung der Tradition

Immer mehr Menschen interessieren sich im Rahmen ihrer Reise in die Mongolei für die Kultur der Adlerjäger. Der Tourismus bringt den Berkutschi eine willkommene Einnahmequelle – erfordert aber auch verantwortungsvolle Konzepte, um Tradition und Natur zu schützen. Nachhaltige Begegnungsreisen und Kulturprojekte von Odkha Travel u.a. helfen dabei, die Balance zu wahren.

Die Lebensweise der Berkutschi im Alltag

Die Berkutschi leben meist in abgelegenen Tälern in Jurten (Gers) und führen ein nomadisch geprägtes Leben. Neben der Adlerjagd betreiben sie Viehzucht und kleinere Landwirtschaft. Im Winter leben sie meist zum Schutz vor der extremen Kälte in einfachen Lehmhäuschen. Die Adler sind oft im Zentrum der Familie – sie erhalten täglich Aufmerksamkeit, Futter und Pflege.

Steinadler in der Wildnis – und in der Obhut der Berkutschi

In freier Wildbahn können Steinadler bis zu 30 Jahre alt werden, in menschlicher Obhut sogar bis zu 50. Nach rund zehn Jahren der Zusammenarbeit entlassen viele Berkutschi ihre Adler wieder in die Natur, damit sie sich fortpflanzen und zur Arterhaltung beitragen – ein Akt des Respekts und der Verantwortung.

Die Berkutschi – lebendiges Kulturerbe der Mongolei

Die Adlerjäger der Mongolei verkörpern eine einzigartige Verbindung zwischen Mensch, Tier und Natur. Ihre Fähigkeiten, ihre Weisheit und ihre Lebensweise sind ein faszinierender Bestandteil jeder Mongoleireise. Wer sie besucht, erlebt nicht nur spektakuläre Jagdtechniken, sondern auch eine Kultur, die mit Stolz, Respekt und tiefer Naturverbundenheit gepflegt wird – und das seit Jahrhunderten.

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