Die Kunst der Fütterung: Wie Adlerjäger im Altai-Gebirge ihre Steinadler leicht und jagdbereit halten

Traditionelle Fütterungstechniken der Berkutschis

Im Herzen des mongolischen Altai-Gebirges leben die Berkutschis, die legendären Adlerjäger. Seit Jahrhunderten trainieren sie Steinadler für die Jagd – mit Wissen, das über Generationen weitergegeben wird. Ein zentraler Aspekt dieser Kunst ist die gezielte Fütterung, die den Adler in perfekter Jagdform hält: leicht, beweglich und motiviert. Gerade in der Jagdzeit – zwischen Oktober und März/April – muss der Steinadler körperlich in Bestform sein. Die Adler sollen hungrig genug sein, um ihren Jagdtrieb zu behalten, aber nicht so geschwächt, dass ihre Kraft oder Konzentration leidet. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, nutzen die Berkutschis eine besonders raffinierte Methode.

Futtervorbereitung für de Steinadler der Berkutschis
Wassergetränktes Fleisch: Satt fühlen, aber leicht bleiben

Das übliche Futter besteht aus Fleisch von Fuchs, Hase oder gelegentlich Wolf. Vor der Fütterung wird es mehrere Stunden in Wasser eingelegt und anschließend in kleine Stücke geschnitten. Der Effekt:

  • Das Fleisch nimmt Wasser auf und dehnt sich aus.
  • Der Adler fühlt sich satt – obwohl er tatsächlich nur eine kalorienarme Mahlzeit erhalten hat.

Diese Technik sorgt dafür, dass der Vogel leicht und wendig bleibt – ein klarer Vorteil bei der Jagd im Gebirge. Gleichzeitig wird sein Hunger aufrechterhalten, was ihn wachsam und jagdmotiviert hält.

Futtergabe an den Steinadler
Junge Adler im Training: Die Lungenfütterung

Bei der Eingewöhnung junger Steinadler greifen die Berkutschis auf eine besonders effektive Methode zurück: die Lungenfütterung. Die Lunge hat wenig Nährwerte und eine Vielzahl an Kapillaren, in denen das Wasser eindringen kann. Somit meint der Vogel eine große Beute gemacht zuhaben und in Wirklichkeit ist es fast nur Wasser das er zu sich nimmt.

  • Verfüttert wird die Lunge eines Schafes oder einer Ziege.
  • Auch sie wird vorher in Wasser eingeweicht, sodass sie im Magen viel Raum einnimmt.
  • Der junge Adler fühlt sich satt, nimmt aber kaum Nährstoffe auf.

So verliert der Jungvogel schnell an Gewicht – wird also flugtauglich – bleibt aber im Training kooperativ und ruhig, weil er nicht das Gefühl hat, zu hungern.

Wissen, Erfahrung und Respekt für den Steinadler

Diese Fütterungspraktiken im Altai-Gebirge zeigen eindrucksvoll, wie viel Beobachtung, Einfühlungsvermögen und Erfahrung in der Adlerjagd der Berkutschis steckt. Der Steinadler wird nicht als Werkzeug betrachtet, sondern als athletischer Jagdpartner, dessen Leistungsfähigkeit mit Bedacht gesteuert wird. Die Berkutschi-Kultur vereint traditionelle Tierhaltung mit einem tiefen Verständnis für Verhalten, Verdauung und Motivation dieser beeindruckenden Greifvögel – eine Praxis, die weltweit einzigartig ist und tief in der nomadischen Lebensweise des Altai verankert bleibt.

Wenn Sie mit Odkha Travel die Berkutschis bereisen wollen
👉 Hier gehts zur Reise

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar