Die Wiedergeburt des mongolischen Schamanismus – Tradition, Glaube und Geheimnisse
Schamanismus in der Mongolei – Ursprung, Bedeutung und heutige Praxis
Der mongolische Schamanismus ist eine der ältesten spirituellen Traditionen Zentralasiens – eine ursprüngliche Glaubensform, die eng mit der Natur, den Ahnengeistern und den Himmelskräften verbunden ist. In der Mongolei gilt der Schamanismus nicht als Religion im klassischen Sinne, sondern vielmehr als spirituelle Wissenschaft der Kommunikation mit der unsichtbaren Welt. Schon in der Zeit vor dem Buddhismus verehrten die Mongolen die Geister ihrer Vorfahren sowie die Naturkräfte wie Himmel (Tenger) und Erde. Bis heute überliefern Schamanen („Boo“) diese Rituale durch mündliche Weitergabe, ohne schriftliche Dogmen oder Tempelstrukturen.

Wie funktioniert eine schamanische Zeremonie?
Ein zentrales Element im Schamanismus ist die Besessenheit durch Geister. Der Schamane stellt seinen Körper einem Ahnengeist zur Verfügung, der durch ihn spricht und wirkt. Begleitet von Trommeln, Gesängen, Rauch und Opfergaben ruft er die Geister an – oft begleitet durch Wetterveränderungen, ekstatische Trance und eine spürbare Präsenz der Ahnen. Besonders faszinierend ist die Erfahrung, wenn sich ein Ahnengeist im Körper des Schamanen manifestiert und in einer anderen Sprache spricht – wie etwa im Fall einer jungen Schamanin, die plötzlich mit der Stimme eines alten Mannes im Buryatischen Dialekt sprach.


Schamanen heute – zwischen Tradition und Moderne
Moderne Schamanen leben oft ein normales Alltagsleben, tragen Jeans, versorgen Kinder – und werden bei Bedarf zur Brücke zwischen den Welten. Sie lehnen kommerzielle Ausbeutung ab und betonen, dass ihre Aufgabe darin besteht, Menschen zu helfen – nicht zu betrügen. Im heutigen Ulaanbaatar gibt es wieder viele Praktizierende, besonders seit dem Wiederaufleben des Schamanismus nach der Demokratisierung 1990. Diese Phase gilt als vierte Renaissance des mongolischen Schamanismus. Die ersten drei Wellen wurden durch politische und religiöse Umbrüche beeinflusst – etwa durch den Buddhismus im 16. Jahrhundert oder den Einfluss des sowjetischen Sozialismus. Leider gibt es auch „schwarze Schafe “ unter den Schamanen in der Mongolei, die mit Ihrer Arbeit auf ein einträgliches Einkommen aus sind. Gerade in Ulaanbaatar. Das gehört zur Wahrheit leider auch dazu.
Zeremonien und Rituale – ein Fenster zum Unsichtbaren
Bei Zeremonien werden oft Ovoos (Steinhaufen), heilige Berge oder Bäume verehrt. Milch, Wodka und Khadags (Seidentücher) dienen als Opfergaben. Die Trommel – das wichtigste Instrument des Schamanen – symbolisiert das Reittier des Geistes. Das Ritual selbst kann Stunden dauern, ist emotional aufwühlend und zutiefst spirituell. Ein Schamane kann verschiedene Geister rufen – darunter die 55 guten Himmelsgeister des Westens oder die 44 herausfordernden Geister des Ostens. Diese duale Weltanschauung erklärt viele Lebensereignisse durch das Wechselspiel zwischen Licht und Dunkelheit.




Schamanismus in der Mongolei
Der Schamanismus lebt weiter – nicht in Museen, sondern im Alltag der Menschen. Wer eine Reise in die Mongolei unternimmt und den Schamanismus erlebt, taucht ein in eine faszinierende Welt, in der Körper, Geist und Kosmos miteinander verwoben sind. Ob du am heiligen Ovoo einen Wunsch flüsterst oder einem Schamanen bei der Zeremonie begegnest – die Erfahrung lässt dich nicht mehr los. Denn die Tür zum Geheimnis des Schamanismus steht für jeden offen, der bereit ist, sie zu durchschreiten.
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